Hohe mentale Belastungen treiben Magnesium aus dem Blut

Bei Stress wird vom Körper vermehrt Magnesium ausgeschüttet, danach sinkt das Magnesium im Blut wieder, die körpereigenen Speicher sind aufgebraucht. Gemeinsam mit meinem Forschungsteam fragte ich mich: Welcher Stress? Ist darunter die Reaktion des Körpers auf einen Marathonlauf oder auf eine Prüfung zu verstehen?

Um alltägliche Magnesiumverluste ohne Muskelanstrengung erklären zu können, interessierte mich vor allem die mentalen Reaktionen des Körpers auf außergewöhnliche Erlebnisse.

Da spielten mir zwei Untersuchungen in die Hände: Einmal die Messung von 192 Personen vor einem entscheidenden 2400-Meter-Lauf und die Messung von 78 Personen vor einem Bungee-Sprung.

Es stellte sich zu meiner Verblüffung folgendes heraus: Durch die Erregung vor dem Lauf wird offenbar viel Magnesium aus den Geweben ins Blut transferiert. Dies bestätigt jene Untersuchungen, die den Adrenalinanstieg als Ursache für Magnesiumverlust aus Muskeln und anderen Organen verantwortlich machen. Je höher also die Nervosität vor dem Lauf, desto höher der Magnesiumspiegel im Blut. So weit, so gut.

Vor dem Bungee-Sprung ist aber alles anders. Da haben die Nervösesten die niedrigsten Magnesiumwerte. Da stellt sich die Frage nach dem Warum. Warum diese vollkommen widersprüchlichen Ergebnisse?

Stress ist nicht gleich Stress!

Die Aufregung vor dem Bungee-Sprung war ungleich größer. Ein mäßiger Adrenalinanstieg wie vor dem Lauf führt offensichtlich zu sehr starkem Magnesiumausstrom aus den Geweben. Erhöht sich aber der Adrenalinspiegel so stark, wie es durch die Angst vor dem Bungee-Sprung passiert, so aktiviert man nicht nur den Adrenalineinstrom ins Blut, sondern auch den Ausstrom aus dem Blut. Das kann zu Magnesiumverlust über die Niere führen aber auch zu Magnesium-Umverteilung in Organe, die Magnesium dringend brauchen. Im Blut ist dann also kein Magnesium mehr übrig, was die niedrigen Magnesiumwerte vor dem Bungee-Sprung erklärt.

Auch wenn Sie in Ihrem Alltag wahrscheinlich eher selten vor der Situation stehen eine Bungee-Jump bewältigen zu müssen und auch sportliche Großereignisse nicht täglich auf Ihrem Programm stehen, gibt es unter Umständen einen anderen großen Magnesium-Räuber in Ihrem Leben: Den Stress. Denn große geistige Anstrengung (Erregung) bewirkt das gleiche wie sportliche Beanspruchung. Der Körper greift auf seine Magnesium-Reserven zurück und nützt sie im Anlassfall, um Muskeln und Organe optimal zu versorgen. Damit dann kein Mangel folgt, gilt es die Speicher langfristig aufzufüllen. Auch vor, während und nach Phasen hoher mentaler Beanspruchung sollte ganz gezielt auf eine ausreichende Magnesiumversorgung geachtet werden.

Univ. Prof. Dr. Sepp Porta